„Die Rotterdamer Philharmoniker reagierten auf jede seiner Gesten und brillierten bei dieser Aufführung der hochemotionalen letzten beiden Sätze von Tschaikowskys 6. Sinfonie. Ein sehr kontrolliertes Crescendo, bei dem er das Orchester wirklich zurückhielt, bestätigte uns allen, dass seine Interpretation überragend sein würde.“
Der belgische Dirigent Martijn Dendievel ist zurzeit Associate Conductor beim Symfonieorkest Vlaanderen und Gewinner des Deutschen Dirigentenpreises 2021. Im gleichen Jahr gewann er die erste Conductors’ Academy des Tonhalle-Orchester Zürich und war außerdem Finalist beim Donatella Flick-Wettbewerb des London Symphony Orchestra. Im Juni 2022 wurde er Preisträger der ersten International Conducting Competition Rotterdam. Von 2016 bis 2020 war er erster Gastdirigent des Akademischen Orchesters Halle und er wird seit 2021 als „Maestro von Morgen“ durch das Forum Dirigieren des deutschen Musikrates gefördert.
Martijn gastiert regelmäßig bei zahlreichen Orchestern wie beispielsweise der Philharmonie Zuidnederland, Symfonieorkest Vlaanderen und dem Teatro Comunale Bologna. In dieser Saison debütiert er beim Tonkünstler-Orchester Wien, dem Orchestra Sinfonica Siciliana, dem Orchestre Philharmonique Royal de Liège, und folgt Wiedereinladungen zu den Hofer Symphonikern sowie zum Belgian National Orchestra. In den letzten Jahren dirigierte er überdies renommierte Klangkörper, darunter das Royal Concertgebouw Orchestra, das London Symphony Orchestra, das WDR Sinfonieorchester Köln, die Staatskapelle Weimar, das Antwerp Symphony Orchestra und das Rotterdam Philharmonic Orchestra.
Aufgewachsen in einer Musikerfamilie, zeigte Martijn schon früh großes Interesse an der Musik und machte mit drei Jahren seine ersten musikalischen Schritten auf der Geige. Später wechselte er zum Violoncello und lernte außerdem Schlagzeug und Cembalo. Orchestererfahrung sammelte er als Pauker und Cellist in verschiedenen Jugendorchestern und konzertierte in Sälen wie dem Konzerthaus Berlin und dem Concertgebouw Amsterdam.
Bereits im Alter von 14 Jahren wurde er am Königlichen Konservatorium in Brüssel aufgenommen, wo er einen Bachelor in Musiktheorie mit Auszeichnung erhielt. Später ging es zuerst über das ERASMUS-Programm, später als regulärer Student an die HfM Franz Liszt in Weimar, wo er im Juli 2022 sein Masterstudium Orchesterdirigieren bei Prof. Nicolás Pasquet und Prof. Ekhart Wycik abschloß. Weitere Impulse erhielt er auf Meisterkursen mit Bernard Haitink, Christian Thielemann, Paavo Järvi, Iván Fischer und Simone Young.
Martijn spricht fließend Flämisch, Deutsch, Englisch und Französisch, und beherrscht außerdem Italienisch und Schwedisch.
„Hier sollte etwas geschehen, über das man noch lange sprechen würde. Nicht so sehr über die Werke selbst, sondern über die Herangehensweise dieses unbekannten jungen Dirigenten, seine Zusammenarbeit mit den Orchestermitgliedern und mit dem Solisten, seine ausdrucksstarke Mimik, … Martijn Dendievel, merken Sie sich den Namen. Er ist einer dieser seltenen großen Dirigenten.“
L. Van Mechelen, Klassiek Centraal
Zukunftsmusik
Zukunft
Die klassische Musikbranche steht vor der großen Herausforderung, mit dem Tempo der sich rasch verändernden Gesellschaft Schritt zu halten. Die meisten Orchesterkonzerte servieren immer noch das gleiche Drei-Gänge-Menü aus Ouvertüre, Konzert und Sinfonie von Beethoven, Brahms oder Bruckner. Dieses Format hat sich zwar bewährt und sollte ohne Zweifel auch in Zukunft beibehalten werden, aber darüber hinaus gibt es weitere Konzertformate und Programmkombinationen, die es wert sind, erforscht zu werden, und die dazu beitragen können, sowohl neue Zuhörer anzuziehen als auch das Standardorchesterrepertoire zu erweitern.
Eine Möglichkeit, wie eine Programmkombination Gestalt annehmen kann, ist durch das Erzählen von Geschichten – in Martijns Worten:
„Mit einem Konzertprogramm eine Geschichte zu erzählen und das gesamte Konzert als einzigartiges Erlebnis zu gestalten, ist der Schlüssel, um das unterbewusste Dogma aufzulösen, dass ein Konzert nur mit bekanntem Repertoire auf dem Programm „gut“ sein kann. Beim Publikum wird so allmählich das Vertrauen in die künstlerische Vision eines Orchesters aufgebaut.“
Die Verlagerung des Fokus eines Abends auf ein gewisses Motto schafft den nötigen Raum, auch selten gespielte Werke in ein Programm aufzunehmen, was für die Erweiterung der Tradition der klassischen Musik von entscheidender Bedeutung ist.
Einige Beispiele sind:
das jahr 1919 (Konzerte im Januar 2019)
E. M. Domenech – Divertimento für Orchester (Uraufführung)
E. Elgar – Cellokonzert (uraufgeführt 1919)
K. Atterberg – 4. Sinfonie (uraufgeführt 1919)
M. Weinberg – Polnische Weisen (Weinberg wurde 1919 geboren)
Märchen
A. Dvořák – Die Mittaghexe
N. Westlake – Spirit of the Wild (Oboenkonzert)
J. Suk – Pohádka Op. 16 (Ein Märchen, große sinfonische Dichtung in 4 Sätzen)
Komponisten im Exil
E. W. Korngold – Suite aus „Much ado about nothing“
P. Hindemith – Violinkonzert
A. Schönberg – Notturno für Streicher und Harfe
K. Weill – 2. Sinfonie
Reformation
J.-Ph. Rameau – Suite aus verschiedenen Balletten
J. Adams – Violinkonzert
F. Mendelssohn – 5. Sinfonie
Das Umdenken in der klassischen Musik beschränkt sich nicht auf die kreative Programmgestaltung. Auch andere Variablen eines Konzerts wie der Ort, der Rahmen, die Dauer und/oder die Kombination von Musik mit anderen Kunstformen, sind Elemente, mit denen man experimentieren sollte.
Konzerte für vorbeifahrende Züge
Im Beethoven-Jahr 2020 hat sich Martijn mit dem Performance-Kunstkollektiv Datenstrudel zusammengeschlossen, um Beethovens „Ode an die Freude“ auf besondere Weise zu realisieren. Fahrgäste in vorbeifahrenden Zügen erhielten FM-Radios, mit denen sie eine Aufführung auf den Feldern draußen live anhören konnten. Auf diese Weise entstand der größte Orchestergraben der Welt in einer Länge von 2,7 km, an dem mehr als 100 Musiker beteiligt waren.
Martijn arbeitet eng mit philharmonie zuidnederland zusammen, um ein neues Projekt unter dem Titel „Stories at an Exhibition“ zu entwickeln. Dabei werden die örtlichen Bewohner gebeten, eine persönliche Geschichte zu erzählen, die mit einem bestimmten klassischen Stück verknüpft ist. Die Geschichte wird dann während des Konzerts vorgelesen, und das Stück wird in einer intimen, wohnzimmerähnlichen Umgebung gespielt, in der die Grenzen zwischen Orchestermusikern und Publikum aufgehoben werden. Die erste Aufführung des Projekts findet am 14. April 2022 statt, weitere Informationen folgen in Kürze.
Zeitgenössische Musik näherbringen
Das Programmieren zeitgenössischer Musik ist oft eine ebenso große Herausforderung für die ausführenden Musiker wie für das Publikum, welches das Stück hört. Oft fehlen wichtige Bezugspunkte und erkennbare Strukturen, die man braucht, um den Klang und die Botschaft eines Stücks zu erfassen. Martijn gibt regelmäßig kurze Einführungen als Teil des Konzerts, d.h. für alle Besucher im Saal, und bindet das Orchester auf der Bühne ein, indem er es kleine Ausschnitte aus dem Stück spielen lässt und dem Publikum eine Art Hörführung anbietet. Zuletzt wurde dieses Konzept bei Konzerten mit Symfonieorkest Vlaanderen (Daan Janssens: …en attendant personne…) und Phion (Kaija Saariaho: D’om le vrai sens) umgesetzt.
Repertoire
Repertoire
Adams, John Short Ride in a Fast Machine
The Chairman Dances
Saxophone concerto
Absolute Jest
Adams, J. L. Become River
Arutiunian, Alexander Trumpet concerto
Atterberg, Kurt Symphony 4 “Sinfonia Piccola”
Bach, Johann Sebastian Johannespassion
Barber, Samuel Violin concerto
Bartok, Bela
Concerto for Orchestra
Rumanian Folk Dances
Dance Suite
Violin concerto 2
Beethoven, Ludwig van Symphonies 1 – 9
Piano concertos 1, 3, 4
Violin concerto
Ouverture to Egmont
Ouverture to Coriolan
Ouverture to Leonore (2 and 3)
Triple concerto for violin, cello and piano
Berg, Alban Violin concerto
Berlioz, Hector
Symphonie Fantastique
Bernstein, Leonard On the town: three dance episodes
Boulanger, Lili D’un soir triste
Brahms, Johannes Symphonies 1 – 4
Violin concerto
Double concerto for violin and cello
Academic Festival Ouverture
Tragic Ouverture
Piano Quartet (arr. Schönberg)
Britten, Benjamin Simple Symphony
Variations on a theme by Frank Bridge
Sinfonia da Requiem
Four sea interludes from Peter Grimes
Violin concerto
Bruch, Max Violin concerto
Bruckner, Anton Symphonies 4, 6, 7, 8
Chopin, Frédéric Piano concertos 1, 2
Copland, Aaron Fanfare for the common man
A letter from home
Debussy, Claude Prélude à l’après-midi d’un faune
Nocturnes
La Mer
Dvořák, Antonin Symphonies 6, 7, 8, 9
Cello concerto
Violin concerto
Serenade for Strings
The Noon Witch
The Waterman
Carnival Overture
Dukas, Paul Villanelle for horn and orchestra
The sorcerer’s apprentice
Elgar, Edward Cello concerto
Serenade for Strings
Enigma variations
Fauré, Gabriel Masques et Bergamasques Suite
Pelléas et Mélisande Suite
Pavane
Franck, César
Symphony in d minor
de Frumerie, Gunnar Horn concerto
Freiberg, Daniel Clarinet concerto “Latin American Chronicles”
Gaubert, Philippe Violin concerto
Gade, Nils Hamlet Overture
Gershwin, George Porgy and Bess Phantasy (arr. I. Farrington)
Catfish Row
Cuban Ouverture
Gervasoni, Stefano Eufaunique
Glazunov, Alexander Saxophone concerto
Grieg, Edvard Piano concerto
Peer Gynt Suites 1, 2
Gyöngyösi, Levente Piccolo concerto
Henderickx, Wim Le Visioni di Paura
Haydn, Joseph Symphonies 49, 66, 90, 98 – 101, 104
Hindemith, Paul Mathis der Maler Symphony
Honegger, Arthur Symphonies 3, 5
Pastorale d’été
Le Roi David
Ibert, Jacques Bostoniana
Flute concerto
Divertissement
Ives, Charles Variations on “America”
Janáček, Leoš Lašské Tance
Glagolitic Mass
Suite for strings
Koppel, Anders
Marimba concerto 1
Korngold, Erich Symphonie in Fis Violin concerto
Cello concerto
Laks, Szymon Poème for violin and orchestra
Laporte, André Transit (for 48 Strings)
Lekeu, Guillaume Adagio for strings (Adagio pour quatuor d’orchestre)
Lutosławski, Witold Symphony 4
Mahler, Gustav Symphonies 1, 4, 6, 9
Martin, Frank Symphonie pour grande orchestre
Polyptyque for violin and double string orchestra
Mendelssohn, Felix Symphonies 1, 3, 4, 5
Violin concerto
A Midsummer night’s dream: Overture, Scherzo, Intermezzo, Notturno, March
Ouverture The Hebrides (Finals Cave)
Milhaud, Darius Le Boeuf sur le Toit
La Création du Monde
Marimba concerto
Scaramouche – Suite for saxophone and orchestra
Mozart, Wolfgang Amadeus Symphonies 25, 29, 35, 39, 40, 41
Divertimenti for Strings
Clarinet concerto
Flute concerto 1 and 2
Violin concertos 3 – 5
Piano concertos 9 and 12
Don Giovanni Ouverture
Zauberflöte Ouverture
Nozze di Figaro Ouverture
Mussorgksy, Modest Pictures at an exhibition (orch. Ravel)
Pictures at an exhibition (orch. Gorchakov)
Nielsen, Carl Symphony 2
Pan & Syrinx
Violin concerto
Pettersson, Allan Symphonies 7, 8
Violin concerto (second version)
Pop, Adrian Hore for orchestra
Prokofiev, Sergei Symphony 5
Romeo and Juliet (all Suites as well as large parts of the ballet)
Piano concertos 1 – 2
Puccini, Giacomo Crisantemi
Rachmaninov, Sergei Piano concertos 2, 3
Raskatov, Alexander Paradise Lost (for wind ensemble)
Ravel, Maurice Piano concerto
Daphnis et Chloé Suite 2
Pavane pour une infante défunte
Ma mère l’oye (Suite and complete ballet)
Sibelius, Jean Symphonies 1, 2, 5, 7
Violin concerto
Valse triste
Karelia Suite
En Saga
The Swan of Tuonela
Smetana, Bedrich
Ma Vlast: n°2 (Moldau), n°4 (From Bohemian Woods and Fields)
Three Dances from “The Bartered Bridge”
Strauss, Richard
Tod und Verklärung
Aus Italien
Oboe concerto
Suk, Josef Pohádka (Opus 16)
Stravinsky, Igor
Le Sacre du Printemps
Petrouschka
Jeu de Cartes
Firebird Suites 1919 and 1945
Concerto for strings
Symphonies for wind instruments
Tchaikovsky, Pjotr Ilych Symphonies 1, 4, 5, 6
The Nutcracker Suite
Romeo and Juliet, fantasy ouverture
Violin concerto
Piano concerto 1
Serenade for Strings
Veprik, Alexander Dances and Songs of the Ghetto
Wagner, Richard Lohengrin: Prelude to Act I and III
Meistersinger: Prelude to Act I
Tannhäuser Ouvertüre
Siegfried-Idyll
Weber, Carl Maria von Ouverture to Freischütz
Ouverture to Oberon
Clarinet concerto 1 (f minor)
Wolschina, Reinhard Klangspiele für Flöte und Ensemble
Bizet, Georges Carmen
Mozart, Wolfang Amadeus Die Zauberflöte
Le Nozze di Figaro
Puccini, Giacomo La Bohème
Rossini, Gioachino Selections from Barbiere di Siviglia
Sondheim, Stephen Company
Partner
Partner
Hofer Symphoniker
Ab der Spielzeit 2024/25 wird Martijn Chefdirigent der Hofer Symphoniker. Der Vertrag verpflichtet Martijn zunächst für vier Spielzeiten, in denen er die Abo-Konzerte in der Freiheitshalle leiten sowie Gastspiele in der Region Oberfranken dirigieren wird.
Höhepunkte seiner ersten Saison als Chefdirigent sind Tschaikowskys Manfred-Sinfonie, die deutsche Erstaufführung des Klavierkonzerts von Doreen Carwithen mit der Solistin Alexandra Dariescu sowie die h-moll-Messe von Bach. In der Saison 2023/24 wird er bereits für die Neujahrskonzerte sowie für zwei Symphoniekonzerte mit den Solisten Vadim Gluzman und Liya Petrova ans Pult zurückkehren, und im Saisonsabschlusskonzert Holsts The Planets dirigieren.
Seit Januar 2022 ist Martijn dem Symfonieorkest Vlaanderen (Flanders Symphony Orchestra) als Associate Conductor verbunden. Von 2018 bis 2021 war er dort bereits als Assistenz-Dirigent tätig. Er bleibt weiterhin für das Jugendorchester SOV Young sowie für die SOV Composers‘ Academy verantwortlich und wird ab September 2023 zudem eine Produktion pro Spielzeit dirigieren, in dem er selbst die Konzertrogramme rund um Antonin Dvořák gestaltet hat.
Das Forum Dirigieren (ehem. Dirigentenforum) des Deutschen Musikrates wurde für den dirigentischen Spitzennachwuchs ins Leben gerufen und fördert in den Sparten Orchesterdirigieren und Chordirigieren junge Talente. Künstlerische Begegnungen der jungen Dirigentengeneration mit national wie international renommierten Dirigentenpersönlichkeiten sowie Orchester, ist die zentrale Aufgabe des Forum Dirigieren. Darüber hinaus werden Workshops zu Karriereplanung, Öffentlichkeitsarbeit, usw. organisiert. Auch die Organisation und Durchführung des „Deutschen Dirigentenpreises“, welcher Martijn im Jahr 2021 gewann, liegt in den Händen des Forum Dirigieren.
Seit 2018 ist Martijn Stipendiat des Forum Dirigieren und besuchte in diesem Rahmen Kurse bei Gabriel Feltz, Pavel Baleff, Simone Young, Marko Letonja und Enrico Delamboye. Dabei dirigierte er die Dortmunder Philharmoniker, das WDR-Funkhausorchester, die Bremer Philharmoniker sowie das Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz.
Im Juni 2021 wurde er in die Künstlerliste „Konzertförderung Forum Dirigieren“ (ehem. „Maestros von Morgen“) aufgenommen.
Das Zirndorfer Unternehmen Woolwind stellt besonders für für Musiker und Dirigenten entworfene Konzertbekleidung her. Anfang 2022 ist Martijn Woolwind als Markenpartner beigetreten und berät das Team hinter den Fräcken und Mandarinjacken über die Spezifika für Dirigenten, wie bspw. mehr Bewegungsraum im Brustbereich. Mit dieser Kooperation unterstützt er auch die Entwicklung von in der EU hergestellte Kleidung, ein für Martijn wichtiges Thema.
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